Die „Weiße Rose“-Orgel der Ludwig-Maximilians-Universität München

Dieser Artikel ist eine Kurzfassung unseres in der Reihe LMUniversum / Band 14 veröffentlichten und für das Archiv der LMU von
Claudius Stein herausgegebenen Artikels. Verlag Lutz Garnies ISBN: 978-3-926162-85-1 ; erhältlich über das Universitätsarchiv

Rezensiert von Herrn Hermann Fischer in ARS ORGANI, Heft 4 Dezember 2014

Auszug aus der Rezension: „…Sehr instruktiv und lesenswert sind die Ausführungen zur technischen Anlage der Steinmeyer-Orgel und ihrer Sanierung. Selten hat jemand die Vorzüge, einmalige Zuverlässigkeit und Dauerhaftigkeit der Steinmeyerschen pneumatischen Taschenlade so überzeugend dargestellt, wie es hier mit zahlreichen Detailfotos und Funktionszeichnungen geglückt ist.
Auf den ersten Blick vermutet der Orgelfreund in dem schmalen Bändchen mit dem Bild eines aus der Mode gekommenen Freipfeifenprospekts eigentlich keine besonderen Überraschungen. Nach der Lektüre ist man eines Besseren belehrt. Eine neue und kluge Sicht auf den (süd)-deutschen Orgelbau der Zwischen- und Nachkriegszeit.“

Das Instrument wurde 1960 als Opus 1999 der Firma Steinmeyer /Oettingen für den Lichthof der LMU konzipiert und erbaut. Es verfügt über 29 klingende Register auf zwei Manualen und Pedal. Drei von ihnen sind dabei lediglich als Transmissionen aus dem Schwellwerk ins Pedalwerk entliehen, besitzen also kein eigenes Pfeifenwerk. Über Art und Umfang der Verwendung der Orgel – wie zuvorderst gedacht zur Begleitung der Gedenkfeiern zu Ehren der Widerstandskämpfer, aber auch darüber hinaus – gibt es nur sporadische Vermerke. Nach langen Jahren des Dornröschenschlafes wurde die Orgel durch uns zwischen August 2012 und Mai 2013 abgebaut, gereinigt, in seinen technischen Baugruppen umfangreich saniert, klanglich nachjustiert und um ein modernes datenbus-basiertes Traktursystem ergänzt.

Weisse Rose München Orgel Restaurierung
Weisse Rose München Orgel Restaurierung
Weisse Rose München Orgel Restaurierung
Weisse Rose München Orgel Restaurierung
Weisse Rose München Orgel Restaurierung

Die Disposition

I. Manual C-g3 II. Manual C-g3 Pedal C-f1
1. Principal 9. Rohrgedeckt 16´ 21. Principalbaß 16´
2. Gemshorn 10. Holzprincipal 22. Subbaß 16´
3.Rohrflöte 11. Salicional 23. Zartbaß 16´/ Tr aus 9
4. Oktave 12. Schwebung 24.Oktavbaß
5. Kleingedeckt 13. Gedeckt 25. Flötbaß 8´ / Tr aus 13
6. Waldflöte 14. Ital.Principal 26. Choralbaß
7. Mixtur 4fach 1 1/3´ 15. Spitzflöte 27. Quintbaß 10 2/3´
8. Trompete 16´ 16. Oktave 28. Posaune 16´
17. Quinte 2 2/3´ 29. Trompete 8´/ Tr aus 20
18. Terz 1 3/5´
19. Plein jeu 5fach
20. Helle Trompete
30. Tremulant
Spielhilfen/ Normalkoppeln II-I, I-P, II-P als Daumenpistons
24 Kombinationen x 64 Ebenen
Sequenzer + und – als Daumenpiston
„Handregister“ als Daumenpiston
Sequenzer + als Fußpiston
Schwelltritt auf Manual II
Weisse Rose München Orgel Restaurierung
Weisse Rose München Orgel Restaurierung
Weisse Rose München Orgel Restaurierung
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Beschreibung der einzelnen Register:

I. Manual // Hauptwerk

Der Prinzipal 8´ des I.Manuals ist die Prinzipalbasis des Instruments. Bei mittlerer Mensurierung und gemäßigt scharfer Intonation strahlt sein Klang relativ deutlich in den Raum ab. Seine Baßlage ist im linken Prospektfeld platziert, sein Diskant auf der dahinter liegenden Hauptwindlade es I. Manuals.

Gemeinsam mit den anderen prinzipalischen Registern Oktave 4´ und Mixtur 1 1/3´ bildet er das Plenum des I.Manuals. Die Oktave 4´ artikuliert klar und zeichnend und hellt den Prinzipal deutlich auf. Die vierchörige Mixtur ist von intensiv zeichnender Frische und gibt dem Instrument die Kraft, den Raum zu durchdringen. Die Waldflöte 2´ ergänzt dieses Plenum in doppelter Funktion. Zwischen Eng- und Weitchor mensuriert, ist sie in beiden dienlich einsetzbar. Als Bestandteil des Flötchores hellt sie dessen Stimmen Rohrflöte und Gemshorn 8´, sowie Kleingedackt 4´ mild auf. Die Rohrflöte 8´ ist gut solistisch, aber auch im Ensemble verwendbar. Als gedeckte Stimme mittelweiter Flötenmensur gibt sie diesem Volumen und Tragfähigkeit. Das Gemshorn 8´ ist eine Stimme, die durch konische Bauform charaktervolle. Es kann Echo des Prinzipals aber auch schillernde Charakterstimme sanften Strichs sein. Das Kleingedeckt 4´ ergänzt beide sowie auch den Prinzipal hervorragend durch dezente Zufügung des 1. Obertones.

Die Trompete 16´ vertieft die Lage des Hauptwerkes um eine Oktave zur Erzielung von Gravität. Für die Klangkraft des Prinzipalplenums und dessen Wirkung im Raum ist sie manualiter zu stark besetzt. Trotz der von uns vorgenommenen Abmilderung wäre langfristig ihr Austausch gegen eine geeignete zurückhaltende 16´-Zungenstimme sinnvoll.

II. Manual // Schwellwerk

Holzprinzipal 8´, Italienisch Prinzipal 4´, Quinte 2 2/3´, Oktave 2´ und Plein Jeu 2´ bilden das Plenum des in der Mitte des Instruments platzierten II. Manuals. Es ist deutlich weicher, milder und verschmelzender ausgeprägt als das des Hauptwerks. Der Holzprinzipal 8´ ist von ausreichender Fülle, um eine stärkere Besetzung des Obertonaufbaus zu tragen. Als Fundamentregister hat er sowohl Ensemble- als auch Soloqualität. Der Italienisch Prinzipal 4´ ist von weiter Mensur und daher trotz eigener Kraft warm und schmiegsam aufregistrierend. Zur Spitzflöte 4´ alterniert er zwar deutlich in der Lautstärke, jedoch nicht in der Fähigkeit zu zeichnen.

Die Quinte 2 2/3´ bringt reiche Farbe und stärkt im Zusammenspiel mit den 4´- igen Registern durch Kombinationstonbildung die 8´-Lage, dient somit der Fülle und Kompaktheit des Registermischung. Lediglich Oktave 2´ ist engerer Prinzipalmensur und frischt das Klangbild entsprechend auf. Das fünfchörige Plein Jeu 2´ als sehr tiefliegende, bereits nach wenigen Noten in 4´, dann früh in 8´ repetierende gemischte Stimme ist wiederum warm und füllig angelegt. Es bringt nicht die Brillanz der Mixtur in I., sondern fördert eher einen geschlossenen Gesamtklang seines Werkes, sich in dieses einfügend und nicht so sehr darüberlegend. In der obersten Oktave der Klaviatur stärkt es durch Einführung der 5 1/3´-Lage sogar die Kombinationstonverstärkung des 16´-Fundaments. Das Rohrgedeckt 16´ erfüllt die Aufgabe, dem Plenum Gravität zuzufügen, hervorragend, in seiner Schlankheit hier ohne Aufdringlichkeit und Verschiebung des tonalen Zentrums. Zudem steht es transmittiert dem Pedalwerk als zarte Alternative des Subbaß zur Verfügung.
Holzprinzipal, davor Salicional

Der Weitchor ist in diesem Werk vertreten durch Gedeckt 8´, Spitzflöte 4´ und Terz 1 3/5´. Das metallene Gedeckt ist füllebetont und wenig spuckend angelegt, sein solistischer Wert ist hinter seiner Möglichkeit, das Ensemble zu binden, zurückgestellt, nicht zuletzt im Hinblick auf die Funktion als flötiger 8´, die es ins Pedalwerk transmittiert gleichermaßen erfüllen muss. Die Spitzflöte 4´ bringt den 1. Oberton als zurückhaltende Variante. Als Register konischer Bauweise bereichert sie durch dezent schillernde Einfärbung. Die Terz 1 3/5´ dient in Kombination zu Grundregistern der Erzeugung von Fülle und Farbe.

Die beiden Register Salicional 8´ und Schwebung 8´ gehören zur Streicherfamilie. Das Salicional erfüllt mit nur mäßigem Strich intoniert die Funktion eines zarten Echos auf die Prinzipale 8´ (ob Metall oder Holz) beider Manualwerke. Die Schwebung dient mit ihrer leichten Verstimmung gegen die anderen 8´-Stimmen der Erzeugung eines Streichervibratos. Als Zungenregister des Schwellwerkes ist eine Trompete 8´ disponiert. Siebereichert das Plenum dieses Werkes mit milder Brillanz. Sie ist aber auch sehr gut mit leichter labialer Deckung für solistische Zwecke geeignet. Auch sie ist ins Pedalwerk transmittierbar und steigert dessen Tutti.

Pedal //

Das Pedalwerk ist nur spärlich mir eigenständigen Registern besetzt, wobei die tiefen Lagen bevorzugt werden. Seine Hauptwindlade liegt hinter dem rechten Prospektfeld. Die führenden Prinzipale in 16´- und 8´-Lage bilden das mittlere und rechte Prospektfeld mit günstigster Klangabstrahlung in den Raum. Der Choralbaß 4´ ergänzt dieses Pedalplenum um frische Obertönigkeit. Aus der Flötenfamilie stehen ein dunkler warmer Subbass 16´ und ein Quintbass 10 2/3´ zur Verfügung. Der Quintbaß dient der Erzeugung eins akustischen 32´-Tones. Die Register Zartbaß 16´, Flötbaß 8´ und Trompete 8´ sind aus dem Schwellwerk als Transmissionen entliehen und können folglich in durch den Schwellkasten differenziert abgeschatteten Stärkegraden eingesetzt werden. Die Posaune 16´ ist die eigentlich stark zeichnende, sich kraftvoll in den Raum durchsetzende Stimme für solistische oder führende Pedalpassagen.

Im Zuge der generellen Sanierung des Instruments wurden seine 1680 klingenden und 28 stummen, lediglich der Prospektgestaltung dienenden Pfeifen durch uns gereinigt, überarbeitet, nachintoniert und gestimmt.

Klangliche Einordnung des Instruments:

Mit diesem Registerschatz zeigt die Weiße Rose-Orgel grundlegend eine neobarocke Tendenz in ihrer Disposition. Alle Werke bemühen sich trotz relativ kleiner Besetzung um den Aufbau einer eigenen kompletten Teiltonpyramide, gemischt aus Eng- und Weitchor. Im Pedalwerk wird diese aus Mangel an unabhängigen Stimmen durch Entlehnung aus dem Schwellwerk bereichert. Die Aufstellung eines Werkes in einem Schwellkasten ist ein romantischer Einfluss. Es ist hier ein prinzipalisch dominiertes Hauptwerk mit größerer Klangkraft durch ein bereichernde flötige und streichende Farben bietendes Schwellwerk ergänzt – ein Prinzip, daß die Koppelung der Werke nahelegt und eindeutig überkommenes romantisch-geprägtes Registrieren indiziert. Die Darstellung polyphoner Werke ist über eine gewisse Aufregistrierung des Hauptwerkes hinaus schwierig. Zudem wurde an einer additiven Mehrfachbesetzung der fundamentierenden Lagen 8´ und 16´ festgehalten in Abweichung von neobarock ausgerichteten Überzeugungen. Dies macht den Dispositionsaufbau noch nicht orchestral, lehnt eher ans Spätbarock an, wobei die beiden Streicherklangfarben im Schwellwerk eindeutig romantisch interpretiert sind.

Ziel dieser unentschiedenen Ausrichtung des Instruments in Disposition und Intonation ist, die Orgel für einen multifunktionalen Einsatz geeigneter zu machen. Die romantisch beeinflußten Kompromisse in dieser Orgel machen sie bedingt geeigneter für homophone Orgelliteratur, doch letztlich fehlt die massierte Besetzung des Fundaments. Das Instrument ist für den Raum zu gering besetzt, für den konzertanten Einsatz über mehrere Stilepochen hinweg ist sie im Registerschatz zu klein angelegt. Sie bettet den Zuhörer nicht in Klang, selbst nicht im vollen Tutti.

Doch bietet diese Orgel mit den in ihr bereitgestellten Klangfarben die Möglichkeit geschmackvoller und abwechslungsreicher Kombinationen für eine bewegte Solostimme über zurückhaltender Begleitung. Diese können im sehr effektiven Schwellkasten differenziert abgeschattet werden. Damit dient sie in ihrer jetzigen Ausgestaltung mehr der Umrahmung und Untermalung denn dem überwältigenden konzertanten Einsatz.

Bereits aus der Mensurierung der führenden Prinzipalstimmen kann der Schluß gezogen werden, daß hier kein raumfüllendes Konzertinstrument angestrebt war. Die Prinzipale sind allgemein nicht weit, bei einem hier gewaltigen Volumen des Baukörpers wirken sie schlank im Ton. Die gesamte Mensurgestaltung ist eher von Sorge getragen, eine zu massierte Klangkraft bei der vorhandenen Überakustik intonatorisch nicht zügeln zu können. Der Erhalt einer ausreichenden Durchhörbarkeit scheint priorisiert worden zu sein.

Die technische Anlage und ihre Sanierung:

Die beschriebenen Register stehen zu ihrer Versorgung auf Taschenladen, einem Ladentypus aus der Familie der Registerkanzellenladen. Sämtliche Pfeifen eines Registers stehen auf einer großen kanalartigen Kammer aufgereiht. In der ersten Schaltebene wird zur Aktivierung des Registers der Orgelwind über ein großes Ventil in diese Kammer eingelassen. In ihr liegen jeweils einer Pfeife zugeordnet die Tonventile, diese als sogenannte Tasche realisiert, ein ausgehöhlter Holzgrundkörper, der mit einer Ledermembran bespannt ist, welche wiederum eine Dichtungsscheibe trägt. In der Lade werden diese Schaltelemente durch Abstrom aktiviert, in nicht geschaltetem Zustand stehen die Membranen unter Druck und verschließen den Weg zur Pfeife. Der Zustrom des Arbeitswindes in all diese tonweisen Verbindung erfolgt aus einem gemeinsamen Relais heraus. Ein solcher Tonkanal, in dessen Vorrelais sich also tonweise Wechselventile befinden, und die ihm zugehörigen Taschen eines Tones aller Register auf einer Windlade bilden die zweite Schaltebene. Steht der Registerkanal unter Winddruck und die Tasche ist durch heben des Wechselventils auf atmosphärischen Druck entlüftet, fällt deren Membran zusammen, zieht die Dichtungsscheibe herab und erlaubt den Zustrom des Spielwindes zur Pfeife. Der Ton erklingt.

Dieses System ist sehr zuverlässig, durch die Relation der angeströmten Flächen in den Kraftverhältnissen klar definiert und schaltsicherer als eine Elektrik. Fehler treten lediglich durch Undichtigkeiten auf. So ist es in einer durchschnittlich bespielten Taschenlade etwa alle 25-30 Jahre notwendig, das dünne Leder der Membranen auszutauschen, wenn es durch Alterung brüchig wird. In der Weiße Rose-Orgel jedoch haben wir dieses Membranenleder trotz eines Alters von über 50 Jahren in gutem Zustand vorgefunden. Lediglich bei ca. 50 der 1.390 Taschen des Instruments mußte es erneuert werden. Die restlichen Taschenmembranen mußten nur mit lederpflegenden Mitteln behandelt werden, um wieder ausreichend elastisch und dicht zu sein.

Die Dichtungsscheiben aber waren generell in desolatem Zustand, die der Taschen, der Wechselventile und der Registerschaltbälge gleichermaßen. Ursprünglich setzte Steinmeyer als Polster zwischen Grundplatte und Dichtungsleder Filze ein. In der Phase der Entstehung der Weiße Rose-Orgel ließ man sich von der aufkommenden Kunststoffindustrie zum Einsatz von Schaumstoff als modernem Material verleiten. Niemand war sich damals bewußt, daß die Schaumstoffe ihre Weichmacher verlieren und über ca. 20 Jahre jede Elastizität einbüßen. Die polsternde Schicht zerfällt zu Staub, die Dichtung liegt nicht mehr schlüssig an. Sogenannte Heuler sind die Folge.
Daher wurden sämtliche Beläge der Dichtungsscheiben durch Filz/Lederscheiben ersetzt.
Sanierung der Taschen auf ihren Tonkanal-Platte Wechselventile der Relais mit pulverisierten Schaumstoffdichtungen

Die Versorgung dieser Windladen mit dem nötigen Druck erfolgt durch eine Windanlage, die sich aus einem elektrischen Schleudergebläse und zwischengelagerten Bälgen zusammensetzt. Im Schleudergebläse wird der Windfluß erzeugt und fließt von dort zunächst in den als Reservoir dienenden Hauptbalg, dem Magazin. Jedem Werk –I, II und Pedal –sowie den Einzelregisterladen der Prospektpfeifen ist dann ein den Druck nochmals regulierender und die Verbrauchsstöße beim Spiel ausgleichender Schwimmerbalg vorgelagert. Die Belederung aller vier Schwimmer war durchweg brüchig und wurde komplett erneuert.
Sanierung der Taschen auf ihren Tonkanal-Platte Wechselventile der Relais mit pulverisierten Schaumstoffdichtungen

Die Versorgung dieser Windladen mit dem nötigen Druck erfolgt durch eine Windanlage, die sich aus einem elektrischen Schleudergebläse und zwischengelagerten Bälgen zusammensetzt. Im Schleudergebläse wird der Windfluß erzeugt und fließt von dort zunächst in den als Reservoir dienenden Hauptbalg, dem Magazin. Jedem Werk –I, II und Pedal –sowie den Einzelregisterladen der Prospektpfeifen ist dann ein den Druck nochmals regulierender und die Verbrauchsstöße beim Spiel ausgleichender Schwimmerbalg vorgelagert. Die Belederung aller vier Schwimmer war durchweg brüchig und wurde komplett erneuert.
Relais mit Rechteckbälgchen und Wechselventilen

An dieser Stelle erfolgt der Übergang auf den elektrischen Anteil der Schaltstrecke. Kleine im Luftstrom der Relaiskanäle liegende Hufeisenmagnete heben eine kleinfingergroße Eisenplatte als weiteres Wechselventil von einer Abstrombohrung ab, verschließen angezogen eine Zustrombohrung, die zu den Rechteckbälgchen der Tonkanal-Wechselventile führt, und bewirken so deren Fallen.

Hufeisenmagnete mit eisernem Ankerplättchen

Beschaltet werden diese Magnete vom originalen, unterhalb der Orgelkammer platzierten, dabei im Radius des Kabelstranges beweglichen elektrischen Spieltisch – oder jetzt auch alternativ von den durch uns ergänzend zugefügten Empfängern einer modernen Datenbusstrecke. Der Spieltisch verfügt über zwei freie Kombinationen oberhalb der Handregistrierung.
Standort des Spieltisches Spielanlage, oberhalb der Klaviaturen Handregister, darüber freie Kombinationsschalter

Als Möglichkeit, die Klangfarben mehrerer Werke auf einer Klaviatur zu versammeln, sind die drei Normalkoppeln II-I, I-P und II-P angelegt. All diese Spielhilfen werden im Spieltisch über Paarkontakt-Relais rein elektrotechnisch noch ohne Einsatz von Halbleitern aktiviert. Zur Steuerung der Jalousien des Schwellkastens des II.Manuals regiert ein Schwelltritt 15 in Folge schaltende Einzelkontakte, denen im Orgelunterbau ein Schwellapparat mit entsprechender Anzahl an Magneten, pneumatischen Vorgelegen und verbundenen Balgkammern gegenübersteht. Die gestufte Öffnung erfolgt somit durch die verkoppelten Bälge in Art einer Ziehharmonika, die ihre Bewegung über ein einfaches mechanisches Gestänge auf die Jalousiefläche überträgt.
Schwellapparat im Orgelunterbau / gekoppelte Ziehharmonika-Bälge dienend der Bewegung der Schwelljalousien

Sämtliche Schaltkontakte des Spieltisches wurden gereinigt und einreguliert, die Klaviaturen und das Gehäuse überarbeitet. Fahrbar und nur bei Gebrauch unter der Orgel befindlich wird er per Steckkontaktleisten in einem fest verbauten Anschlußkarten mit dem Instrument verbunden. Im Instrument kommen die rund 280 Adern seines Kabelstrangs an Anschlußbrettern an, von denen aus die elektrischen Impulse wiederum weiter ins Instrument und zu den etwa 450 Schaltmagneten geleitet werden. Hier sind nun auch die parallel geschalteten Verbindungen der neuen elektronischen Ansteuerung aufgelegt, per Sperr-Dioden gegen fehlerhafte Rückkopplungen zwischen beiden Wegen getrennt. Zudem ist eine Funkenlöschung zur Kompensation der rücklaufenden Induktionsströme aus den abschaltenden Magneten ergänzt. Die Kabelverbindungen von den Anschluß brettern ins Orgelinnere bis zu den Magneten wurden von uns ausgetauscht, da auf dieser Teilstrecke bis dato noch Kabelstränge mit gewachster Baumwollisolierung verlegt waren, die heutigen Sicherheitsnormen nicht mehr entsprechen.
Datenbus mit Funkempfänger und alten Anschlußbrettern

Die neuen Empfängereinheiten der Datenbus-Übertragung erhalten ihre Signale per Funk, welches sendende Schaltgerät auch immer zum Einsatz kommt. Dies kann ein moderner Spieltisch sein, dessen Vorteil in weit umfänglicheren Möglichkeiten zur Vorprogrammierung von Registerkombinationen als auch zur Manualverteilung und Verkopplung des klanglichen Materials besteht. Gleichermaßen und auch zeitgleich kann die Orgel aber auch per in modernen Speichermedien hinterlegten Daten sowie Steuergeräten jeglicher Art bespielt werden, deren Informationen lediglich auf den vorhandenen midifizierten Bus umgesetzt werden müssen.
Die vielfältige Klangwelt der Weiße Rose-Orgel ist somit der Phantasie und dem Einfallsreichtum von mit aktueller multimedialer Technologie arbeitenden Künstlern geöffnet.

Zustand vor der Sanierung der Orgel:

Weisse Rose München Orgel Restaurierung
Weisse Rose München Orgel Restaurierung
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