Orgelprojekt Stockwerk

Disposition

Basis: Duisburg – Walsum, Faust 1953

Erweiterung: Harder-Völkmann 2005-09

I. Manual Zu I:
Prinzipal 8′ Akuta 4⁄7 4-fach
Gemshorn 8′
Oktave 4′
Nachthorn 2′
Mixtur 113 4-fach
Dulzian 16′
II. Manual Zu II:
Gedeckt 8′ Buntzymbel 819 2-fach
Rohrflöte 4′
Oktave 2′
Nasat 113
Scharf 23 3-fach
Tremulant auf II + Streichergruppe
Pedal Zum Pedal
Subbaß 16′ Rauschbaß 223 6-fach
Offenbaß 8′ Hintersatz 513 3–4-fach
Choralbaß 4′ Tibia 8′ Hochdruck
Quintadena 2′
Dulzian 16′ (Trans.)
Disposition-Stockwerk

Erweiterung: Harder-Völkmann 2006–2009/2016

III. Manual
Akkordeon 16′, 8′, 8′ + 8′-Schwebung
Gambette 4′
Hörnlein 2′ 2-fach
Flageolett 1′
Glöckleinton 12 3-fach
schwellbar in Kammer 1
Gedackt 8′
Gedackt 4′
Diapason 8′ Hochdruck
Große Flute 8′ Hochdruck
Gamba 8′ Hochdruck
Viole celeste 8′ Hochdruck
schwellbar in Kammer 2
Tibia 8′ Hochdruck
Sub fonds IV – III

 

IV. Floating Division via Koppel E1
schwellbar in Kammer 1
Große Flute 8′ Hochdruck
Gamba 8′ Hochdruck
Viole celeste 8′ Hochdruck
Clarinet 8′ Hochdruck
Vox humana 8′ Hochdruck
Rohrnasat 513
Gedackt 4′
Rohrnasat 223
Septimensesquialter 223 4-fach
Mixtur 113 4-fach
schwellbar in Kammer 2
Tibia 16′ ab c Hochdruck
Tibia 8′ Hochdruck
Tibia 4′ Hochdruck
Tibia 2′ Hochdruck
Tremulant Kammer 1
Tremulant Tibia Kammer 2
Super fonds IV – IV
13 den Werken frei zuschaltbare Unitreihen
1.–3. Streicher
Violon 16′ 1. Reihe
Salizional 16′ 3. Reihe
Cello 8′ 1–2-fach 1. Reihe
Gamba 8′ 1–2-fach 2. Reihe
Vox coelestis 8′ 1–2-fach 3. Reihe
Violine 4′ 1. Reihe
4. + 13. Flöten
Untersatz 32′ 4. Reihe
Flötbaß 16′
Hohlflöte 8′
Traversflöte 4′
Zartflöte 4′ 13. Reihe
Quinte 223 4. Reihe
Flute harmonique 2′
5. + 6. Trompeten
Posaune 16′ 5. Reihe
Trompete 8′
Clarine 4′
Lieblich Trompete 8′ 6. Reihe
7.+ 8. Solo – Zungen
Schalmei 8′ 7. Reihe
Schalmei 4′
Krummhorn 8′ 8. Reihe
Tremulant Schalmei/Krummhorn
9.–12. Aliquoten: (reingestimmt)
Quinte / Nasat 513′, 223′, 113 9. Reihe
Terz 315′, 135′, 45 10. Reihe
Septime 227′, 117 11. Reihe
None 89 12. Reihe
Perkussion
Glockenspiel 4′ ab C
Marimbaphon 8′ ab c
Piano 16′, 8′, 4′
Kleine Trommel
Triangel
Disposition Stockwerk
Koppeln
I – P II – P III – P IV(=E1) – P E2 – P
II – I III – I IV(=E1) – I
II − 2nd III − 2nd
I – II III – II P – II III = II IV(=E1) – II E2 – II
IV(=E1) – III Sub fonds IV – III Sub fonds IV – IV
  • Die Werke II und III lassen sich wie gewohnt entsprechend Anlage zu den Werken oder aber auf den „2nd touch“ im I. Manual koppeln (ein zweiter , tieferliegender Anschlagspunkt der Klaviatur, der der Akzentuierung einzelner Noten dient).
  • E bedeutet „Extern”: Die beiden Koppeln E1 und E2 werden nicht nur im Spieltisch verarbeitet, sondern auch ausgespeist auf einen MIDI-Ausgang, von dem man dann auf zwei Kanälen externe MIDI-fähige Instrumente (z. B. Synthesizer) anspielen kann. Da die Spieltischelektronik 2006 zunächst nur auf drei Manuale und Pedal ausgelegt wurde und für das in 2016 hinzukommende Schwellwerk nicht komplett erneuert werden sollte, musste die zweite der beiden Duplex-Tonschaltungen (= IV. Werk) über eine dieser Externkoppeln verwaltet werden. Technisch betrachtet ist das für den Spieltisch also ein
    externer Klangerzeuger. Für den Spieler ist es Werk IV, zu welcher Klaviatur auch immer er koppelt.

Ziel des privaten Orgelprojekts im „Stockwerk“ – einem Bürokomplex des Eigentümers Christian Stock in Gröbenzell bei München – war es von Beginn an , im säkularen, nichtsakralen Rahmen ein Werk sowohl für die Aufführung von sinfonischer Orgelromantik , von für Orgel bearbeiteten großen Orchesterwerken als auch von modernster Orgelliteratur bis hin zu Unterhaltungsmusik zu schaffen. In der Regel bedarf die Interpretation dieser Literatur eine Orgel solcher Ausmaße, wie sie nur in Konzertsälen und großen Kirchenbauwerken anzutreffen ist.
Das Instrument soll dabei einerseits vom Orgelinterpreten im Konzert bespielbar, andererseits im täglichen Gebrauch auch mittels aufgezeichneter Datenträger selbstspielend einsetzbar sein. Darüberhinaus war es Bedingung, dass es sich in Gestalt, Umfang und Klangkraft harmonisch in den gegebenen Raum einfügt.

Disposition-Stockwerk

Der Weg, ein doch kompaktes Instrument mit gleichwohl orchestralem Klangvolumen zu entwickeln, lag im Rückgriff auf Bauprinzipien, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts im englischen Orgelbau (hier ist vor allem der wichtige Orgelbauer Robert Hope-Jones zu nennen ) gefunden und in den 20er Jahren für die der Unterhaltungsmusik und Filmbegleitung dienende Kinoorgel eingesetzt wurden.

Auch hier war es angestrebt, auf eingeschränktem Raum sinfonische Wirkung zu erreichen – bei ausgeprägtem Klangfarbenreichtum. Man bediente sich des sogenannten „Multiplexsystems“ , dass aus einer begrenzten Zahl von Pfeifen–Grundreihen durch differenzierten multifunktionalen Einsatz eine Vielzahl von Registern als sogenannte „Auszüge“ gewinnt. Die einzelne Pfeife wird zur Ersparnis von Platz und Material in verschiedenen Registern mehrfach verwendet. So erhält man auf begrenztem Raum ausreichende Klangmassen, die sich zu mannigfaltigen Farbnuancen zusammenstellen lassen.

Um gewisse musikalische Einschränkungen dieses Systems für das akkordische Spiel der klassischen Musik – bedingt durch die mehrfache Verwendung des Klangmaterials (Mensurparallelität der Auszüge, Tonlöcher bei sich kreuzenden Stimmen) – auszugleichen, entschieden wir uns, eine werktreue traditionelle Kirchenorgel mittlerer Größe in die Anlage zu integrieren. Das entstandene Instrument basiert in seiner Klangästhetik demnach auf einer hybriden Konzeption, welche verschiedene traditionell-historische und regionale Stränge des Orgelbaus integriert. Der durch die mannigfaltigen Einflüsse spezieller Dispositionsaufbau kennzeichnet die Sonderstellung dieser Orgel.

Nach etwa einjähriger Suche fiel die Entscheidung zu Gunsten einer „Faust“-Orgel von 1953, die bei guter restaurierungswürdiger Substanz und zu guten Konditionen in Duisburg erstanden werden konnte. Ihre 16 Register stehen auf elektropneumatischen Taschenladen und stellen quasi die Basis und den klanglichen Hintergrund des neu konzipierten Instruments dar.

Um diese herum wurden diverse Multiplexreihen auf rein-elektrisch gesteuerten Kegelladen und Hängeventilladen disponiert, die weitere 43 Register in Auszügen bereitstellen – bereichert durch vier Tremulanten, die eine singende Modulation des Klanges ermöglichen.

Diese neuen klanglichen Elemente erweitern das Spektrum des Instruments um voluminöse Bässe, kraftvolle Trompeten, lyrische Streicher, perlende Flöten und weitere farbenreiche Solostimmen und Aliquote, die der rein dem Ritus dienenden „Faust“-Kirchenorgel fehlten und diese komplexe Orgelanlage heute zu einem der fähigsten Instrumente machen, große Orchesterwerke auf einer konzertanten Orgel gültig darzustellen.
Insbesondere die 7 in den beiden Schwellkammern platzierten, in ihrem Klangcharakter echten Orchesterinstrumenten äußerst nahekommenden Hochdruckstimmen begründen die besondere Befähigung dieses Instruments zur Darstellung von Orchestertranskiptionen auf Orgel.
6 dieser Stimmen entstammen einer 1923 für einen Privatmann in Tacoma/Washington erbauten „Aeolian Duo Art Pipe Organ“ aus den USA auf ihren originalen Windladen, ergänzt um eine Hochdruck-Tibia sowie 6 weitere Register, die die Klangpyramide im derart besetzten Schwellwerk ergänzen.

Die integrierten Instrumente Akkordeon und Piano sowie die tonale und atonale Perkussion, alles vom Spieltisch angesteuert, runden das orchestrale Konzept ab.

Orgel Stockwerk Glockenspiel Markus Harder-Voelkmann
Orgel Stockwerk Orgelbau Projekt Markus Harder-Voelkmann
Orgel Stockwerk Klavier Markus Harder-Voelkmann
Orgel Stockwerk Akkordeon Markus Harder-Voelkmann

Die zunächst zwei, seit Erweiterung um das Schwellwerk in 2016 drei Teilwerke wurden zu einem neuen klanglich- musikalischen und architektonisch-räumlichen Gesamtkonzept verbunden. Sie stehen auf komplett neu angelegter Windversorgung und schalttechnischer Steuerung nach klangfunktionalen Überlegungen über den Raum aufgefächert – und bieten in weitgehend offener Bauart bewußt Einblick in die technische Komplexität des Instruments Orgel.

Anregung boten hierbei die „offenen Prospekte“ ,wie sie von Johannes Klais in den 30er-40er Jahren des letzten Jahrhunderts gestaltet wurden.

Orgel Stockwerk Orgelbau Projekt Markus Harder-Voelkmann

Zur Verwirklichung der vielschichtigen – und in dieser Kombination zweier Systeme zu Baubeginn in 2005 noch nicht angewandten – Orgelsteuerung wurde in Kooperation von dem Elektronikfachmann Jürgen Scriba und dem Orgelbaumeister Markus Harder-Völkmann eine gänzlich neuartige Schaltelektronik entwickelt. (Bundespatent Nr. 10 2006 032 800, erteilt am 5. Juli 2007).
Kernpunkt ist hier die intelligente Maskierung des „Tonlochs“ beim Zugriff auf den Pfeifenpool.
Die gesamte Anlage diente seitdem als Vorbild und Prototyp für orchestrale Instrumente, die sich heute mehr und mehr auf solche Klang- und Steuerungskonzepte stützen.

Diese hochmoderne Orgelsteuerung kann ihre Information sowohl durch den Organisten vom Spieltisch aus als auch autonom vom Datenträger beziehen. Als Übertragungsbasis dient ein MIDI-Bus-System. Damit ist die Kompatibilität zu diesem weit verbreiteten und kostengünstigen Steuer- und Speicherformat gegeben.

In ihrem modularen Aufbau ermöglicht die Steuer-Elektronik jederzeit eine Erweiterung des Instruments um neue Klangfarben (ob weitere klassische Orgelregister, Perkussion, Klangeffekte u.a.m.) und externe Klangerzeuger (Synthesizer) – und stellt so ein der musikalischen Weiterentwicklung offenes System dar.

Orgel Stockwerk Orgelbau Projekt Markus Harder-Voelkmann

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Siehe hierzu auch „Stockwerk“-Spieltisch und www.kunst-im-stockwerk.de sowie eine ausführliche Beschreibungen im deutschen Wikipedia unter  https://de.wikipedia.org/wiki/Harder-Völkmann-Orgel